Am 05.12.2023 hat Volkswagen erste Ergebnisse eines Audits seines Werkes in Xinjiang bekannt-gegeben. Die Löning Human Rights and Responsible Business GmbH kam zu dem Ergebnis, dass es keine Hinweise auf Verstöße gegen das Verbot der Zwangsarbeit, das Diskriminierungsverbot oder den Arbeitsschutz gebe.
Der vollständige Bericht über den Audit ist noch nicht veröffentlicht.
Kritik wegen Zwangsarbeit
Das Engagement in der Xinjiang-Region
Volkswagen betreibt in China ein Joint-Venture mit einem chinesischen Partner, die SAIC Volkswagen Automotive Ltd. Co. Dieses Joint Venture hat ein Tochterunternehmen mit Sitz in Urumqi, der Hauptstand der Xinjiang-Region. In dieser Region müssen Uiguren in großem Umfang staatlich auferlegte Zwangsarbeit leisten. Ein Bericht der Sheffield Hallam University kam zu dem Ergebnis, dass auch Unternehmen der Autoindustrie von dieser Zwangsarbeit profitieren.
Aufgrund der menschenrechtlichen Lage in dieser Region stehen die Aktivitäten von Volkswagen dort bereits seit langem in der Kritik.
Öffentliche Reaktionen
Die Ratingagentur MSCI berichtete im November 2022, dass es Anschuldigungen von Zwangsarbeit gegen Volkswagen gebe und versah das Unternehmen mit einer „red flag“ für Investoren, die nachhaltig investieren wollen. Volkswagen wies diese Vorwürfe stets zurück.
Das Unternehmen widersetzte sich aber zunächst Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung. Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau führte es auf seiner Hauptversammlung am 10.05.2023 noch aus, dass eine solche Untersuchung nicht möglich sei, weil es dazu der Zustimmung des chinesischen Partners bedürfe.
Im Juni 2023 reichte dann das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Beschwerde beim BAFA gegen VW wegen (angeblicher) Verstöße gegen das LkSG ein.
Reaktion von VW
Suche nach einem Audit-Unternehmen
Volkswagen wies die Vorwürfe weiterhin zurück, machte sich aber auf die Suche nach einem geeigneten Unternehmen für die Durchführung der Untersuchung.
Das könnte schwierig gewesen sein. Viele Audit-Unternehmen, wie beispielsweise der TÜV Süd, bieten keine Audits in der Xinjiang-Region mehr an. Sie gehen davon aus, dass man dort keine validen Audits mehr durchführen kann. Die US Grenz- und Zollschutzbehörden erkennen im Rahmen ihrer Überprüfungen nach dem Uyghur Forced Labour Prevention Act Audits nicht mehr als Nachweis an, dass Produkte nicht mithilfe von Zwangsarbeit hergestellt worden sind.
Im Oktober verkündete VW dann, dass ein Audit-Unternehmen gefunden sei. Der Name wurde aber noch nicht bekannt gegeben.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Jetzt präsentierte VW eine erste Zusammenfassung der Einschätzung der Löning Human Rights and Responsible Business GmbH. Danach gebe es in dem Werk in Urimqi keine Hinweise auf Zwangsarbeit bei den 197 Mitarbeitern des Werkes. Ethische Richtlinien und Managementprüfung stellten sicher, dass die Standards eingehalten würden.
Für den Audit seien Mitarbeiter interviewt und Dokumente überprüft worden. Außerdem habe eine Begehung des Werkes einschließlich des Außenbereichs stattgefunden.
Die Probleme mit der Datenerhebung bei Audits in China seien den Auditoren bewusst. Sie hätten aber eine angemessene Dokumentation erhalten.
Reaktionen
Die ersten Reaktionen ergeben ein gemischtes Bild. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am 06.12.2023, der Kurs der VW-Aktie sei um 3,4 % gestiegen. Investment Fonds begrüßten grundsätzlich den Audit und seine Ergebnisse, wiesen aber gleichzeitig darauf hin, dass weitere Prüfungen notwendig seien.
Der „Dachverband Kritischer Aktionäre“ äußerte, ein glaubhaftes Audit sei in der Xinjiang-Region nicht möglich. Der Bericht werfe mehr Fragen auf als Antworten zu liefern; VW müsste die Ergebnisse offenlegen.
Auch bei den Mitarbeitern von von Löning scheint der Audit umstritten zu sein. Das Unternehmen veröffentlichte eine Erklärung, dass nur Markus Löning und Christian Ewert am Audit beteiligt gewesen seien. Mitarbeiter verbreiteten die Erklärung auf Linkedin und wiesen darauf hin, dass sie die Annahme des Auftrags nicht befürwortet hätten.