Die BBC berichtet, wie Tomaten, die mithilfe von Zwangsarbeit hergestellt worden sind, ihren Weg in „italienisches“ Tomatenmark und in europäische Supermärkte finden. Der Bericht zeugt auch von den Schwierigkeiten bei der Nachvollziehbarkeit von Lieferketten und der Identifikation von Produktbestandteilen, bei deren Herstellung Menschenrechte verletzt wurden.
Der Großteil der Tomaten, die in China produziert werden, kommt aus der Xinjiang-Region. Dabei wird Zwangsarbeit eingesetzt. Betroffene berichten, dass sie mit Elektroschocks bestraft wurden, wenn sie nicht die vorgeschriebene Menge an Tomaten pflückten. Ein anderes Opfer wurde mit Ketten an der Decke aufgehängt und geschlagen.
Ein häufiger Empfänger von Tomaten aus der Xinjiang-Region war das Unternehmen Antonio Petti aus Süditalien. Das Unternehmen bezog zwischen 2020 und 2023 mehr als 36 Millionen KG Tomaten von einem Unternehmen namens Xinjiang Guannong oder damit verbundenen Unternehmen. Xinjiang Guannong wurde 2020 in den USA wegen des Gebrauchs von Zwangsarbeit sanktioniert. Danach bezog Antonio Petti Tomaten von einem chinesischen Unternehmen namens Bazhou Red Fruit. Dabei handelt es sich jedoch offenbar um eine Strohfirma von Xinjiang Guannong.
Ein Journalist der BBC kontaktierte Antonio Petti undercover und gab sich als Geschäftsmann aus, der eine große Menge von Tomatenmark von dem Unternehmen beziehen wolle. Ein Manager von Antonio Petti sagte ihm, er könne ihm durch die Verwendung von Tomaten aus China einen guten Preis bieten.
Die Petti-Gruppe vertreibt nicht nur eigene Tomatenprodukte, sondern ist auch Zulieferer für zahlreiche Produkte anderer Hersteller. Diese Produkte finden sich auch in europäischen Supermärkten.
Die BBC beauftrage ein spezialisiertes australischen Unternehmen, 64 Sorten von Tomatenmark daraufhin zu untersuchen, ob Tomaten aus der Xinjiang-Region darin enthalten seien.
17 der Produkte enthielten chinesische Tomaten, 10 davon wurden von Petti hergestellt. Darunter befanden sich auch Produkte, die in deutschen Supermärkten verkauft werden (die Angaben im Bericht beziehen sich auf den Testzeitraum zwischen April und August 2024; viele Unternehmen haben inzwischen reagiert). Dazu gehör(t)en beispielsweise Edeka: Tomatenmark, Rewe: Biotomatenmark, Lidl: Baresa Tomatenmarkt und Rewe: Bio Tomatenmark.
Einige Supermärkte (nicht nur in Deutschland) zogen die Methodologie in Zweifel, durch die die Herkunft der Tomaten ermittelt worden war. Andere untersuchen den Vorgang; Rewe nahm das Produkt aus dem Sortiment.
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